HABinfo: Die Frage nach dem Sinn

2008: Nach turbulenten Wochen und Monate waren die HAB in der Villa Stucki angekommen und wir von der HABinfo-Redaktion nahm den Normalbetrieb wieder auf. 

Ich persönlich fand den Wechsel vom versteckten anderLand in das Quartierzentrum ‹Villa Stucki› positiv. Die HAB konnten sich nicht mehr verstecken und wurde sichtbar. Die HAB-Bibliothek fand beispielsweise ihren neuen Platz in einem Raum, in dem auch Aktivitäten von anderen Benutzern der Villa stattfinden und regelmässig auch vermietet wird. Und ich war ganz stolz auf die Flyer der Veranstaltung «LesBiSchwuler Kinderwunsch» vom 6. April 2008, die nun gleichberechtigt neben all den anderen Flyern in der Villa Stucki lagen.

Das HABinfo vom Juni 2008 war mit «Fokus: Arbeit» überschrieben, berichtete schwerpunktmässig über internes aus dem Verein und strotze von Aufrufen für tatkräftige Mitarbeit. Ich schrieb in einem Artikel über «Homophobie»:

An der HAB‐Retraite im März haben denn auch die anwesenden Mitglieder das Thema Homophobie als wichtig eingestuft. … Wer arbeitet in einer Projektgruppe «Homophobie» mit?

Und ich startete unter dem Titel «Politschwestern?» einen erneuten Aufruf zur Gründung einer HAB‐Politgruppe:

Welchen Zweck haben die Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern eigentlich? Ich «google» und lande auf gay-bern.ch und finde an erster Stelle folgenden Satz: «Die HAB sind der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung verpflichtet.» … Das zeigt doch eigentlich, dass politische Arbeit für die HAB ein Muss wäre.

Stolz bin ich noch heute auf das Interview, das Alain Bühler mit mir gemacht hat und mit «Tausendsassa» überschrieben hat. Da stand natürlich meine Arbeit innerhalb der HAB und dem GAYRADIO im Vordergrund. Auf seine Frage, ob das Thema «schwul» nicht etwas ausgelatscht sei und wo ich die Themen für meine Sendungen hernehme, gab ich folgende Antwort:

Immer wenn mein Chef mit seiner Hockey-Mannschaft verliert, bezeichnet er die Gegner als «schwul». Und solange das so ist, werden wir auch Tätigkeitsfelder für die HAB finden. Und Themen fürs GAYRADIO.

Dass es noch viel Arbeit gibt, bewies ich auch im Artikel «Wer ist nun die Ehefrau»:

Nicht schlecht staunten Männerpaare beim Ausfüllen der Steuererklärung für das Jahr 2007 und fragten sich, wer nun auf dem Formular für die Steuererklärung als «Ehefrau» zeichnen soll. Seit der Annahme des Partnerschaftsgesetzes 2005 haben es die meisten kantonalen Steuerverwaltungen – die Ausnahme bestätigt die Regel – noch nicht geschafft, Formulare zu kreieren, die den neuen Zivilstand korrekt berücksichtigen.

Das HABinfo vom Dezember 2008 war mit «35 Jahre HAB!» überschrieben. Im Vorstand der HAB fand damals ein interessanter Prozess statt, der knapp wie folgt beschrieben werden konnte: Ein Verein auf der Suche nach Sinn und Identität. Und ich fragte im «Gleitwort» – dem Editorial provokativ:

Und nicht nur ich frage mich oft, ob unser Verein noch Sinn macht. Können wir überhaupt noch «etwas» bewegen?

Natürlich gab ich darauf Antworten, u.a. forderte ich, dass die sexuelle Orientierung in der Schweiz endlich gesetzgeberisch vor Diskriminierung geschützt werden müsse. Wie weit sind wir? Sicher ist, die HAB bewegt noch heute.

Ab Mitte 2009 werden meine Artikel im HABinfo langsam rarer, wurde ich doch in der Zwischenzeit als Beisitzer in die Geschäftsleitung der HAB gewählt und wurde Koordinator für das regelmässige Essen am Mittwochabend in der Villa Stucki. Wie lockt man mehr Gäste an? Ich organisierte Kamingespräche und lud Gäste zum Talk ein – den Stricher Benjamin beispielsweise. Oder Mister Gay Dominic Hunziker, Claudio vom Blackstore mit seinen Fetischklamotten und «Sister’s funky tongue» …

Im April 2011 beschloss die HABinfo‐Redaktion, das Heft nur noch in elektronischer Form erscheinen zu lassen. Das war für mich nach sieben Jahren HABinfo auch ein Grund, mich aus der Redaktion zu verabschieden.

Da ich die HAB noch immer als ein wichtiger und nötiger Verein empfinde, engagiere ich mich – auch nach genau zehn Jahren – weiterhin. Für die Kulturgruppe organisiere ich zusammen mit Mitstreiter Fabian Jeker Veranstaltungen verschiedenster Art.