Warum nur zwei Menschen?

Für uns gleichgeschlechtlich Liebenden stand die Chance noch nie so gut, wie im Moment: Die Zivilehe soll endlich tatsächlich «für alle» geöffnet werden – für höchstens zwei Personen.

Der Nationalrat hat gestern der «Ehe für alle» zugestimmt – und auch dem Zugang zur Samenspende für gebärfähige gleichgeschlechtliche Ehepaare. Nun geht die Vorlage in den bürgerlichen Ständerat. Zudem befürchte ich, dass die altbekannten Ewiggestrigen das Referendum ergreifen werden und wir über die «Ehe für alle» an der Urne abstimmen müssen.

Wir werden also etwa ab 2021 tatsächlich heiraten können – genau 20 Jahre nachdem die Niederlande als erstes Land die Zivilehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet hat. Und mit der Öffnung der Zivilehe «für alle» wird es keine neuen eingetragene Partnerschaften mehr geben. Paare, die bereits in eingetragener Partnerschaft leben, sollen das weiterhin tun dürfen. Für sie gelten allerdings andere Bestimmung als für Eheleute.

Und ich frage mich, warum diese «Ehe light» verschwinden soll! Sollte es nicht für unsere liberale Gesellschaft eine Möglichkeit geben, Verbindungen zwischen Menschen unkompliziert rechtlich absichern zu können, ohne gleich heiraten zu müssen?

Warum sollte das lesbische Paar, das sich mit einer zeugungsfähigen Person einen Kinderwunsch erfüllt hat, ihre Lebensform nicht eintragen lassen können? Oder das schwule und das lesbische Paar mit ihren gemeinsamen Kindern? Oder die drei Personen, die sich lieben und zusammenleben?

Unsere heteronormative Zivilgesellschaft geht noch immer von Beziehungen mit höchstens zwei Personen aus. Warum eigentlich? Sind Beziehung zwischen mehreren Personen nicht längst auch Tatsache? Und hätte unsere moderne Schweiz jetzt nicht die Chance, mit der eingetragenen Partnerschaft einen Zivilstand für mehrere Personen zu schaffen?