Von Adam und Adam! Oder: Ein gelungener Workshop für «Queereinsteiger*innen»

Ich gebe es zu! Als ich mich gestern auf den Weg zum Workshop «Trauen wir uns?» bei der Christkatholischen Kirche an der Berner Kramgasse machte, war ich sehr skeptisch. Sein Leben auf ein altes Buch auszurichten ist mir zu eng – und macht mich jeweils auch äusserst misstrauisch.

Offenbar spielen bei der kirchlichen Trauung «Adam und Eva» eine grosse Rolle, bzw. eine Rippe von Adam, aus der Eva geschaffen wurde («Als Mann und Weib schuf er sie»). Meine Bemerkung, dass die Schöpfungsgeschichte auch eine Diskussion wert wäre, hat der Workshop-Leiter mit einem Lächeln abgetan. Ein Lächeln, wie es nur das Bodenpersonal Gottes hinkriegt … und für mich immer ausdrückt: «Rede nur, ich habe trotzdem recht!». Und genau ein solches Lächeln hat mich vor vielen Jahren dazu bewogen, aus der (reformierten) Kirche auszutreten.

Die Christkatholische Kirche Schweiz befürwortet – das wurde an einer sogenannten Synode in diesem Jahr beschlossen – die zivilrechtliche «Ehe für alle». Aber wie soll die gleichgeschlechtliche Trauung auf der kirchlichen Bühne ablaufen? Kaum stand die Frage im Raum, wurde meine Gruppe still! Und diese Stille war quasi das Signal für Max Krieg, Vorstandsmitglied von hab queer bern, und für mich, auf das queere Gaspedal zu treten. «Es darf keinen Unterschied geben, ob nun Mann und Frau, Frau und Frau oder Mann und Mann am Altar stehen», sagte ich. Mein lächelndes Gegenüber zeigte mir als Antwort ein Buch über die Regeln der kirchlichen Trauung und bezog sich eben auf «Adam und Eva» als Aufhänger der Trauung am Altar. Max darauf hin: «Erzählt doch die Geschichte anders – von Adam und Adam beispielsweise». Als Antwort kam erstmal ein Lächeln …

Im März des nächsten Jahres wird wiederum eine Synode eine konkrete Umsetzung der Öffnung der Zivilehe im kirchlichen Leben der Christkatholiken beschliessen. Ein «fundierter Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess» ist im Moment im Gange – der Workshop «Trauen wir uns?» am gestrigen Abend sollte dazu beitragen. «Im gemeinsamen bischöflich-synodalen Weg will die Christkatholische Kirche ein positiv-bejahendes Ergebnis erreichen.» Doch was bedeutet eigentlich «positiv-bejahend»? Die Gleichbehandlung aller Menschen? Oder ein gutgemeintes kirchliches Ritual extra für gleichgeschlechtlich Liebende?

Angeregt wurde die Diskussion rund um die «Ehe für alle» von der Christkatholischen Jugend im Juni 2018 während der damaligen 150. Synode. Die Forderung war klar: Die Christkatholische Kirche soll sich für die «Ehe für alle» stark machen und nach deren Umsetzung auch «kirchlich ermöglichen». «Der christliche Glaube verlangt von uns, dass wir für unsere Prinzipien einstehen und bei Unrecht nicht wegschauen», war die unmissverständliche Begründung der Christkatholischen Jugend für ihre Forderung.

Wir trauten uns!

Nach dem gestrigen Workshop «Trauen wir uns?» war ich dann auch überzeugt: «Ja, die trauen sich bei der Christkatholischen Kirche was». Es ist grossartig, Menschen, die sich bei ihrer sexuellen Orientierung nicht in die Schublade «heterosexuell» einordnen, zu diesem Workshop einzuladen und uns anzuhören. Herzlichen Dank dafür!

Äusserst an- und aufregend fand ich die Äusserungen von Urs von Arx und die Diskussion mit ihm. Er ist Professor am Institut für Christkatholische Theologie an der Universität Bern. Wir Homosexuellen seien doch stolz auf unser Anderssein und feierten dies auch weltweit mit unseren Prides. Daher sei es für ihn unlogisch, dass wir von der Kirche das «Gleiche» wollen, wie den Heterosexuellen geboten werde. Sind wir aus dem theologischen Standpunkt aber wirklich «besonders» und brauchen eine «Sonderbehandlung»? Und stolz sind wir ja eigentlich vor allem darum, um in dieser Gesellschaft zu (über)leben.

Wichtig für Urs von Arx war auch zu erfahren, wo und bei welcher Gelegenheit wir Schwulen und Lesben diskriminiert werden. «Bei der Ungleichbehandlung in Kirchen etwa», sagte ich darauf. «Und auch, weil doch die heteronormative Mehrheitsgesellschaft in grossen Teilen noch immer homophob ist!»