Tschetschenien: «Sie sagten, dass ich kein Mensch bin, dass ich ein Nichts bin»

Das russische LGBT Network hat soeben einen Bericht zur Verfolgung von schwulen Männern in Tschetschenien vorgelegt. Der Bericht trägt den Titel: «Sie sagten, dass ich kein Mensch bin, dass ich ein Nichts bin».

Die vom russischen Netzwerk eingerichtete Hotline hat in den letzten vier Monaten 130 Anrufe von Hilfesuchenden aus Tschetschenien und angrenzenden Regionen entgegengenommen. 64 der Hilfesuchenden – Männer zwischen 18 und 45 Jahren – konnten in Notunterkünften untergebracht werden. 40 Menschen haben inzwischen mit Hilfe des Netzwerks Russland verlassen.

Der in Zusammenarbeit mit der Journalistin Elena Milashina – sie hat im April in der Zeitung «Novaya Gazeta» als erste von der Verfolgungswelle in Tschetschenien berichtet – entstandene Bericht dokumentiert anonymisierte Aussagen von 33 Betroffenen. Er bietet zudem auch eine lesenswerte Einordnung, wie die russische Politik dem Regime des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow Immunität für sein Handeln zugestand und dieses Methoden wie Verschleppungen, Folter und aussergesetzliche Tötungen zur Durchsetzung einer eigenen Gesellschaftsordnung nutzte – im Kampf gegen Oppositionelle und Journalisten oder eben auch gegen Homosexuelle.

Zuerst Schikane – dann Säuberungswellen

Wie das russische LGBT Network im Bericht zusammenfasst, sei es während den letzten Jahren in Tschetschenien immer wieder zu Erpressungen, Erniedrigungen und Festnahmen schwuler Männer durch Sicherheitskräfte gekommen. Zur ersten systematischen Verfolgungswelle kam es zwischen Dezember und Februar. Eine weitere folgte zwischen März und Mai. Und seit Ende Juni ist nun eine dritte Verfolgungswelle im Gange. Ziel dieser sei diesmal nicht die Erpressung der Betroffen, sondern die Durchsetzung der Moral und die «Reinigung» des tschetschenischen Blutes.

«Unable to breath»: Das russische LGBT Network hat zusätzlich zum Bericht auch diesen Zeichentrick veröffentlicht, der die Verfolgungswelle in all ihrer Gewalt und ihren Auswirkungen aus der Sicht der Betroffen schildert.