Von Macht, Gewalt, Märtyrern und der katholischen Kirche

Da wird im «Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt» unter der Überschrift «Die LGBTQ-Lobby und was wir von den Märtyrern Ugandas lernen können» eine Geschichte über den Mut von ugandischen Märtyrern aus dem 19. Jahrhundert erzählt – und daraus ein haarsträubender Link in das 21. Jahrhundert gezogen.

Karl Lwanga und seine Gefährten

Jeweils im Juni – also grad just wenn wir den «Pride-Month» feiern – wird in Uganda das Martyrium des heiligen Karl Lwanga und seiner Gefährten gefeiert, die der «sexuellen Abartigkeit widerstanden» und dafür getötet wurden. Diese tapferen jungen Menschen dienten König Mwanga II. Dieser war es gewohnt, dass alle seine Wünsche und Begierden durch seine Diener erfüllt wurden – auch sexuelle. Doch durch ihre Bekehrung zum Christentum fanden Karl Lwanga und seine Gefährten den Mut, die Avancen des Königs zurückzuweisen. Das erzürnte den König – er befahl die Hinrichtung der Konvertiten – die 1964 durch Papst Paul VI. heiliggesprochen wurden.

Diese Geschichte darf Obianuju Ekeocha im «Katholischen Sonntagsblatt» erzählen – und daraus Schlüsse in die Neuzeit ziehen. Ekeocha ist Gründerin der Organisation «Culture of Life Africa» und hat sich als Lebensziel die Verbreitung des Evangeliums in Afrika gesetzt.

Zitate aus dem «Katholischen Sonntagsblatt»:

Sie wurden gefoltert, geprügelt und dann verbrannt – für ihren Glauben getötet, und der König tat das, um den christlichen Glauben zu vernichten. Stattdessen aber wurde das Blut der Märtyrer Aussaat für die Kirche. Heute ist eine übergrosse Mehrheit der Bevölkerung Ugandas christlich. …

Unter der Obama-Administration erlitt die amerikanische Kirche viele kulturelle Niederlagen. Christen, die – wie die Standesbeamtin Kim Davis aus Kentucky – der LGBTQ-Bewegung Widerstand leisteten, wurden gedemütigt und beruflich sabotiert. …

Natürlich sind die Märtyrer von Uganda mächtige Fürsprecher, die während ihres irdischen Lebens unmittelbar die Unterdrückung durch einen totalitären obersten Herrscher erlebten. … Damit sollte ein Exempel für alle statuiert werden … Ist es nicht das, was wir heute in der ganzen westlichen Welt beobachten können? Besonders wenn irgendjemand es wagt, die Stimme gegen die unzulässige Neudefinition der grundlegendsten Aspekte von Kultur und Zivilisation zu erheben. …

Jeder Konditor, der sich weigert, eine Torte für eine Homo-Hochzeit zu backen, jede Floristin, die ihre Dienste zur Feier eines Empfanges anlässlich einer Zivilpartnerschaft verweigert, wird nicht nur sozial gefoltert, niedergeknüppelt und verbrannt; sie werden von den Medien und den allmächtigen LGBTQ-Gruppen durch den Schmutz gezogen. …

Ein äusserst fragwürdiges Konstrukt, das sich da Obianuju Ekeocha als christliche Werte zurecht gelegt hat. Denn: Die Geschichte dieser Märtyrer hat nichts mit Homosexualität zu tun, sondern mit Gewalt und Unterdrückung von Menschen.

Wagen wir einen Szenenwechsel! Über 500 Chorknaben wurden – gemäss einem soeben veröffentlichten Schlussbericht – bei den Regensburger Domspatzen körperlich oder sexuell missbraucht. Betroffene haben ihre Schulzeit bei den Domspatzen als «Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager» bezeichnet. Viele Sänger des weltberühmten Chors schilderten die Jahre als «schlimmste Zeit ihres Lebens, geprägt von Angst, Gewalt und Hilflosigkeit». Dabei hat es die katholische Kirche tunlichst vermieden, die Missbräuche eigenverantwortlich aufzuklären. Jahrelang wurde verzögert, verniedlicht und gemauert.

Weder weltliche noch kirchliche Macht legitimiert den Hass auf Menschen und widerspricht jeder menschlichen Grundhaltung.