Die religiöse Freiheit

Religion lässt mich offensichtlich in meinem Blog nicht los: Am Karfreitag waren Himmel, Hölle und Bischof Lovey aus Sion Thema, heute die Diskriminierung aus religiösen Gründen.

Homophobie1

Man stelle sich vor: In mindestens zwei US-Staaten sind/waren Gesetze in Diskussion, die die Diskriminierung von homosexuellen Menschen aus religiösen Gründen ausdrücklich erlauben. Demnach wäre es Firmen und Einzelpersonen erlaubt, Dienstleistungen zu verweigern, wenn sie sich dadurch in ihren religiösen Überzeugungen verletzt sehen.

Weltweite Entrüstung und Proteste veranlassten die Parlamente bereits beschlossene Gesetze zur «Wiederherstellung der religiösen Freiheit» in den Staaten Indiana und Arkansas anzupassen: Wer öffentliche Dienste anbietet, darf demnach die Gesetze nicht nutzen. Ausgenommen sind Kirchen und ihre Schulen sowie religiöse, nicht profitorientierte Organisationen.

Wie schnell sich die Stimmung gegen eine Minderheit ändern kann, zeigt eine Umfrage zur Situation von Homosexuellen in Russland. Vor dem Verbot der «homosexuellen Propaganda» 2013 sagten 38 Prozent der russischen Bevölkerung sie wollten keine Schwulen und Lesben als Nachbarn, 2014 waren es bereits 51 Prozent. In der Umfrage sagten zudem 63 Prozent, die Gesellschaft solle Homosexuelle nicht akzeptieren.

Letzte Woche machte ’20 Minuten› einen Artikel des Kulturmagazins ‹Saiten› noch öffentlicher. Demnach werden seit Jahren Studierende an der Fachhochschule St. Gallen von strenggläubigen Freikirchler homophob beleidigt. Autor Urs-Peter Zwingli weist auf saiten.ch auf die heikle Situation von Doppelrollen – Gläubiger und Sozialarbeiter – hin und zitiert aus ‹SozialAktuell›, der Fachzeitschrift des Berufsverbandes ‹Soziale Arbeit Schweiz›:

Sozialer Arbeit nachzukommen mit der Einstellung, dass Gott die Lösung für prinzipiell jedes Problem ist, ist zumindest fragwürdig. … Anstatt adäquate Hilfeleistungen anzubieten, wird versucht, die persönliche Einstellung weiterzugeben: nämlich dass Hilfe ohne den richtigen Glauben nicht möglich ist.

In Bern kursierte bereits 2009 die These, dass immer mehr fromme Studierende mit dem Ziel, als Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen zu missionieren, an die pädagogischen Hochschulen (PH) drängten. Eine Studie im Rahmen eines nationalen Forschungsprogramms bestätigte zwei Jahre später, dass an der PH Bern tatsächlich «Studierende mit einem unbeirrbaren Glauben» anzutreffen seien – am privaten Institut NMS, das der PH Bern angegliedert ist, waren es fast 34 Prozent …