Das isch doch es Gschtürm!

schäfchen zählen III

Aktuelles Thema zur Zeit in der translesbischwulen Welt: einmal mehr die katholische Kirche! Und die schockierende Tatsache daran: in den letzten Jahren hat sich da sozusagen nichts bewegt. Höchstens die Basis ist etwas offener geworden. Und: die Schäfchen sind mutiger geworden …

Da wagt es also der Pfarrer der katholischen Gemeinde Bürglen – der Heimat Wilhelm Tells – ein lesbisches Paar zu segnen. Prompt wird er von seinem irdischen Chef zur Demission aufgefordert. Das wiederum bringt die Schäfchen, den Pfarreirat und den Kirchenrat auf die Palme und sie stellen sich hinter ihren Pfarrer; dieser wiederum probt den Ungehorsam und verweigert sich. Er bleibe in Bürglen.

Grundsätzlich löst die Disziplinierung sowieso Verwunderung aus, da die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare vielerorts «üblich» sei. So machte vor einem Jahr der Pfarrer der Zürcher Pfarrei St. Josef öffentlich, dass er innerhalb von sechs Jahren 70 homosexuelle Paare gesegnet habe: Zitat:

Es geht dabei um ein öffentliches Versprechen, dass sie den Weg miteinander gehen wollen, bis sie alt und runzlig sind.

Und am gestrigen Valentinstag fand in Bern in der (katholischen) Kirche Bruder Klaus eine «Segensfeier für mancherlei Liebende» statt – mit der Betonung, dass da gleichgeschlechtliche Paar auch eingeladen waren.

Schön! Wenn da nicht noch ein Papst wäre, der vor rund einem Monat während einer Messe in Manila vor der «Gefährdung» und «Zerstörung» der Familie durch eine «Neu-Definition» der Ehe warnte und dabei – was in einem ehemaligen Kolonialland wie die Philippinen irgendwie hinterhältig ist – den Kampf gegen LGBT-Rechte mit dem Kampf gegen den Kolonialismus verglich.

Ich persönlich merkte schon vor vielen Jahren, dass ich auch ohne Segen der Kirche mit meinem Freund zusammen sein kann und daher beschlossen, mich diesem «Gschtürm» definitiv zu verweigern. Seither gehe ich ohne Kirche durch mein Leben – und ohne meine Selbstverantwortung irgendeiner Religion abzugeben und mich in falscher Sicherheit zu fühlen.