Pride

Ich habe Ferien und geniesse wie jedes Jahr ein paar Tage die Zweisamkeit zusammen mit meinem Freund und Partner auf der Alp Nessli im Diemtigtal im Berner Oberland. Wir kochen mit Holz, haben keinen Strom – dafür eine herrliche Aussicht …

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Die Regenbogenfahne auf 1600 Meter oberhalb des Meniggrund im Diemtigtal …

Während mein Blick über die Niesenkette zum Wieriehorn runter in den Mengiggrund schweift und unsere Regenbogenfahne leise im Wind flattert, denke ich an die translesbischwulen Ereignisse der vergangenen Woche. Gestern haben in Zürich an der 20. Pride tausende Menschen unter dem Motto «Jetzt erst recht!» für gleiche Rechte für Schwule, Lesben und Trans* gefordert, das dänische Parlament hat eine bahnbrechende Gesetzesrevision über die Änderung von Name und amtlichem Geschlecht von Transmenschen verabschiedet, auf dem Gotthard wurde als Zeichen gegen Homophobie das Suworow-Denkmal mit einer Regenbogenfahne überdeckt und SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi schwafelt von «verkehrten Hirnlappen».

Obschon mir die Gegend hier im Diemtigtal sehr einsam vorkommt, leben hier Menschen. Und ich frage mich, was wohl die Leute hier über Schwule, Lesben und Trans* wissen – hier, wo wir immer wieder auf den Heckfenstern der Autos den Schriftzug «du Schweizer – ich Eidgenosse» sehen. Ob sie wie Toni Bortoluzzi denken? Ob sie wissen, dass ich mir meine sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität nicht ausgesucht habe, wie beispielsweise eine Partei oder eine Religion?

Eines ist jedenfalls sicher: Transmenschen, Lesben und Schwule entstehen immer aus einer heterosexuellen Verbindung zwischen Mann und Frau. Also gibt es auch hier im Diemtigtal sicher Menschen wie ich … und gerade deshalb macht es mich stolz, wenn hier oben auf der Alp Nessli auf über 1600 Metern die Regenbogenfahne im Wind flattert. Und wer weiss, vielleicht sind unsere beiden kleinen Mitbewohner, die beiden Fledermäuse, die, sobald es Nacht wird, stürmisch hintereinander herfliegen, zwei Männchen oder zwei Weibchen …